Ein Lieblingsspielzeug vieler Autoren ist die Zeitmaschine. Man setzt sich in ein mehr oder minder kompliziert aussehendes Gerät mit vielen Hebeln und blinkenden Lämpchen, drückt ein paar Knöpfchen und mit einigem Tamtam landet die Romanfigur in der Schreibstube von Gutenberg oder im 22. Jahrhundert.
Der Held der Geschichte erlebt haarsträubende Abenteuer, erledigt verschiedene Aufgaben und erfährt neue Erkenntnisse. Nach vollendeter Mission kehrt er wieder in die Gegenwart zurück.
Die mannigfachen Abenteuer, die man auf solche Weise erleben könnte, lassen den Wunsch nach einem Solchen Instrument immer stärker werden. Bevor man eine irgendwie geartete Zeitmaschine konstruiert, stellt sich die Frage :
Sind Zeitreisen überhaupt möglich ???
Die Antwort von Wissenschaftlern ist ein ernüchternd klares Nein. Im Gegensatz zu anderen physikalischen Größen ist die Zeit nicht umkehrbar. Man kann elektrische Energie in magnetische Energie umwandeln und umgekehrt, es gibt positive und negative Beschleunigung. Die Zeit jedoch läßt sich nicht umkehren, da sich ansonsten sich widersprechende Zustände ergeben würden. Um dies zu verstehen und ein klitzekleines Schlupfloch zu finden, muss man bei Zeitreisen zwischen Reisen in die Vergangenheit und Reisen in die Zukunft unterscheiden.
Bei einer Reise in die Vergangenheit treten Probleme auf, sobald in den früheren Lebensablauf eingegriffen wird. Falls man beispielsweise ein paar Jahre zurückreist und ein berühmtes Gemälde, das sich heute im Louvre befindet, stiehlt und es verbrennt, ergibt sich sofort ein Widerspruch. Wenn ich das Gemälde verbrannt habe, was hängt dann im Louvre?
Ähnliche Probleme ergeben sich bei einer Reise in die Zukunft. Reist man zum Beispiel ein paar Wochen in die Zukunft und sieht, wie aus dem eigenen Haus Schmuck gestohlen wird, so kann man nach der Rückkehr in die Vergangenheit genau diesen Schmuck in sichere Verwahrung bei einer Bank deponieren.
Bei genauer Überlegung zeigt sich, dass das Problem nicht die Zeitreise an sich ist. Probleme ergeben sich genau dann, wenn im Rahmen von Zeitreisen bereits abgeschlossene Fakten im nachhinein verändert werden. Unterbindet man diese Möglichkeit, so kann man sich Zeitreisen tatsächlich vorstellen - und mit etwas Mut zur Phantasie erkennt man, dass heute schon Zeitreisen stattfinden können und auch stattfinden. Im Folgenden lassen wir zunächst die technischen Probleme der Zeitreise selbst außen vor. Es wird überlegt, was im Einzelnen genau passiert.
Bei einer Reise in die Vergangenheit beginnen die Probleme dann, wenn in das zurückliegende Zeitgeschehen eingegriffen wird. Falls dies nicht geschieht und keinerlei Einfluss auf das vergangene Geschehen genommen wird, so können sich keine Widersprüche mit und in der heutigen Zeit ergeben. Man kann also nur als Beobachter in die Vergangenheit reisen - teilnehmen oder gar Einfluss nehmen kann man am vergangenen Geschehen also nicht.
Bei einer Reise in die Zukunft gibt es zunächst keine Schwierigkeiten. Falls man den Sprung geschafft hat, kann man ohne weiteres in das zukünftige Geschehen eingreifen und sich dort beliebig aufhalten. Interessant wird es erst dann, wenn man wieder zurück in die Gegenwart will - es ergeben sich genau die Probleme, die bei der Reise in die Vergangenheit entstehen.
Es kann also festgehalten werden, dass Zeitreisen theoretisch möglich sind, wenn man 2 Einschränkungen macht : bei einer Reise in die Vergangenheit ist man nur Beobachter und kann nicht in das Geschehen eingreifen, bei einer Reise in die Zukunft gibt es keinen Weg zurück. Wenn man diese Einschränkungen, die zugegebenermaßen den Reiz solcher Zeitreisen ausmachen, verinnerlicht und akzeptiert, dann erkennt man, dass diese Reisen auch praktisch durchführbar sind.
Eine Reise in die Vergangenheit, bei der man nur Beobachterstatus hat, findet schon dann statt, wenn man sich alte Fotos oder Filme ansieht. Man "reist" zurück, sieht alles, greift nicht in den Lebensablauf der Vergangenheit ein und kann auch wieder in die Gegenwart zurück. Besonders eindrucksvoll sind beispielsweise 3D-Filme, die in Vergnügungsparks zuweilen gezeigt werden; man hat dort den Eindruck, mitten im Geschehen zu stehen.
Genauso unspektakulär sind Reisen in die Zukunft. Man schließe die Augen, schlafe ein wenig, und wache in der Zukunft wieder auf. Weitere, aber weniger schöne Beispiele, sind der Filmriss nach exzessivem Alkoholgenuss oder ein Koma.